Silke Urbanski
Krieger und Mönch
Adolf IV. von Schauenburg war Graf von Holstein und Stormarn und armer Franziskanerbruder. Sein wechselvoller Lebensweg begann mit dem großen Unglück seines Vaters. Dieser Adolf III. hatte großen Anteil an der Gründung der Neustadt, indem er den Siedlern dort 1187 weitgehende Privilegien und Freiheitsrechte zusagte, die die Bewohner der bischöflichen Altstadt nicht hatten.
Er versprach ihnen, dass sie keinen Grundzins entrichten mussten, dass sie das Marschland um Hamburg als Weide nutzen durften, die Zollfreiheit und das Recht auf zwei Wochen- und zwei Jahrmärkte. Für Gerichtsfragen sollte das lübische Recht gelten. Siedler kamen zuhauf, und die Neustadt florierte. Doch eine Verschriftlichung und kaiserliche Bestätigung dieser Freiheitsrechte unterließ er. Adolf III. verlor um 1202 seine Herrschaftsrechte in Holstein, Stormarn und Wagrien an den König von Dänemark, welcher den Grafen Albrecht von Orlamünde als Herrn auch über Hamburg einsetzte. Hamburg stand somit unter dänischer Herrschaft. Hamburger Bürger nutzten die Situation, um 1224 eine gefälschte Urkunde der Freiheitsrechte anzufertigen, die für relative Rechtssicherheit sorgte. In einem falsch besiegelten und auf 1189 zurückdatierten Freibrief verzeichneten sie sich die Rechte, die der Kaiser nicht besiegelt hatte, zudem das freie Befahren der Unterelbe, das Recht, Fische auf der Elbe und der Bille innerhalb von zwei Meilen um Hamburg herum zu fangen, Weide-, Holzschlag- und Waldmastrechte und die Befreiung von Zoll und Heeresdienst sowie freier Warenverkehr in der Grafschaft Holstein. Als Adolf IV. 1225 seinen Vater beerbte, war es ein Erbe ohne die Lehen im Norden. Adolf IV. zog gegen die Dänen und besiegte sie in der Schlacht von Bornhöved 1227. Vor der Schlacht war ihm die Heilige Maria-Magdalena erschienen und hatte sein Heer gegen die brennende Sonne geschützt. Er versprach der Heiligen, sein Leben als Mönch zu beschließen. Doch noch zog er sich nicht aus der Politik zurück. Die Stadt Hamburg war in der Zeit der Dänenherrschaft aus Altstadt und Neustadt zusammengewachsen. Adolf IV. sicherte seine Herrschaft, indem er die von seinem Vater versprochenen Freiheitsrechte nur formularhaft und ohne genaue Angaben bestätigte. Doch er förderte die Entwicklung Hamburgs durch die Gründung des Marien-Magdalenen-Klosters und des Beginenhauses. 1239 wurde er Franziskanerbettelmönch und lebte in seinem Kloster in Hamburg. Es gibt zahlreiche Geschichten, die berichten, wie der Graf in der Stadt nach Art der Franziskaner arbeitete und bettelte. Seine Frau Heilwig, die ihn für den Klostereintritt aus dem Eheverhältnis freigegeben hatte, führte die Herrschaftsgeschäfte weiter, bis ihre beiden Söhne mündig waren. Sie gründete 1245/46 das Kloster Frauenthal in Herwardeshude und wurde vermutlich dort Äbtissin. Adolf IV. zog nach einiger Zeit in das Marienkloster in Kiel um, wo er 1261 starb.
Grundlegende Literatur:
Auge, Oliver: Vom Grafen und Landesherrn zum Mönch und Heiligen. Adolf IV. von Schauenburg (vor 1205-1261), in: Glauben, Wissen, Leben – Klöster in Schleswig-Holstein; Ausstellungsbegleitband Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 2011, S. 209-215.
Landt, Matthias: Das Bildnis „Adolf IV. von Schauenburg im Grabe liegend“ im Museum für Hamburgische Geschichte, in: Beiträge zur deutschen Volks- und Altertumskunde 25 (1986), S. 7-15.
Maybaum, Heinz: Adolf IV., Graf von Holstein, in: Neue Deutsche Biographie (Bd. 1), Berlin 1953, S. 78 f.
Theuerkauf, Gerhard: Adolf III, Adolf IV., in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon (Bd. 2), hg. v. Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke, Hamburg 2003, S. 21-23.
Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte (Bd. 1: Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser. Teilband 2), Frankfurt am Main 1992, S. 347f.
Wiechmann, Ralf: Graf Adolf IV. von Holstein, in: Das Mittelalter in Hamburg. Kunstförderer, Burgen, Kirchen, Künstler und Kunstwerke (Bd. 1), hg. v. Volker Plagemann, Hamburg 2000, S. 29-40.
bei der Wieden, Helge: Schaumburgische Genealogie. Stammtafeln der Grafen von Holstein und Schaumburg – auch Herzöge von Schleswig – bis zu ihrem Aussterben 1640, Melle ²1999 (Schaumburger Studien; Heft 14), S. 18f.
Bildnachweise:
Abb. Titelfeld: Kenotaph von Adolf IV. (J. C. Patenti/H. M. Winterstein/Kollage von S. Urbanski), Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN637381416 (CC BY-SA 4.0).